Geht es uns noch ganz gut?

Replik zu “Es geht uns gut!” von Katrin Albsteiger bei Spiegel Online am 24.Mai 2013

Der Text von Katrin Albsteiger ist eine Replik auf die Ausführungen “Meine Generation hat keine Lobby” der Piratin Katharina Nocun bei Zeit Online. Ich warne gleich zu Anfang: Mein Text hat etwas Zeit gebraucht und ich hatte gehofft, die Wut verraucht zwischenzeitlich. Ist nicht passiert und ich werde euch kurz zusammenfassen, warum Katrin Albsteiger ihren Text a) missverständlich formuliert hat oder b) ihre eigene Bedeutung maßlos überschätzt. Katrin Albsteiger ist die Vorsitzende der Jungen Union in Bayern und in dieser Funktion sollte man erwarten, dass ihre Texte unmissverständlich formuliert sind. Es ist daher wahrscheinlicher, dass b) zutrifft.

Katrin Albsteiger ernennt sich in ihrer Replik selbst zur Vertreterin der jungen bürgerlichen Generation dieses  Landes. Aus welchem Grund? Sie  schränkt diese Aussage auch nicht ein. So weiß sie genau, was die “bürgerliche Jugend” will und beschließt den Text damit, zu benennen, was ,,ihre” Generation nicht will. Hier die Originalpassagen aus dem Text:

Als Vertreterin der bürgerlichen Jugend setze ich hier aber lieber auf flexiblere Arbeitsmodelle, zum Beispiel eine freiwillige Spätrente, eine Entlastung der Eltern bei der Rentenversicherung und eine Stärkung der privaten Säule der Rentenversicherung, die nicht mit der Grundsicherung verrechnet werden darf.

Im Gegensatz zu den Piraten will die bürgerliche Jugend dies gemeinsam mit der älteren Generation schaffen und nicht gegen sie.

Staatliche Gängelung, Umverteilung oder Schulden will meine Generation nicht.

Ich mache hiermit deutlich: Katrin Albsteiger vertritt mich und meine Generation nicht. Wir haben sie nicht gewählt. Meiner Kenntnis nach gibt es auch keine gewählte Vertretung der jungen bürgerlichen Generation (auch wenn man auf diesen Gedanken als Vorsitzende der Jungen Union Bayern wohl kommt). Katrin Albsteiger ist im Moment auch keine Volksvertreterin (und auch dann sollte sie sich Mühe geben, im Interesse des gesamten Volkes – und nicht einer Generation – zu handeln).

Ich will gar nicht darauf eingehen, wie ich zu den Thesen von Katrin Albsteiger oder Katharina Nocun stehe. Aber was mich wirklich maßos ärgert, ist der absolute Vertretungsanspruch, den Albsteiger in ihrem Gastbeitrag einnimmt. Auch wenn ich Mitglied einer bürgerlichen Partei wäre und ein Vorstandsamt inne hätte, würde ich mir das Recht, für eine Generation zu sprechen, nicht anmaßen. Was ich an unserem Land schätze, ist Meinungspluralität. Das bedeutet, dass es in einer Gesellschaft durchaus mehrere Ansätze gibt, ein- und dasselbe Problem zu lösen. Auf dem Verhandlungsweg und durch Diskussion kommt man dann zu einer praktikablen Lösung, die von einer Mehrheit getragen wird. Aus dem Gastbeitrag von Katrin Albsteiger scheint mir hervorzugehen, dass sie – entweder bewusst oder unbewusst – nicht erkennt, dass es auch andere Meinungen innerhalb ihrer Generation gibt. Es gibt nicht die Meinung der bürgerlichen Jugend. An dieser Stelle kann ich nur dazu aufrufen Katrin Albsteiger zu konfrontieren, wenn jemand ihre Meinung nicht teilen sollte und ihrer Generation angehört. Vielleicht ist das nötig, damit sie versteht, dass es nicht die “eine” Meinung gibt und v.a. das sie nicht die Meinung “der” bürgerlichen Jugend zu vertreten hat.

Zum Schluß will ich doch an einer einzigen Stelle auf die Texte der beiden Frauen eingehen und zeigen, wie Albsteiger sich ihre Welt so zurecht rückt, wie sie das will. Nocun schreibt, dass viele junge Menschen von der Ignoranz der Politik frustriert sind. Damit hat sie Recht, denn die Meinungsherrschaft der Katrin Albsteiger und vieler anderer Politiker ist mir zuwider. Albsteiger sieht das allerdings anders und widerspricht, denn sie sieht junge Menschen, die gestalten, ihres eigenen Glückes Schmied sein und ihren individuellen Weg gehen wollen. Auch das stimmt. Aber auf Hilfe von der Politik zu hoffen, liegt mir und vielen anderen dabei sehr fern. Und warum? Den Link zum Text von Katrin Albsteiger kann man zu Beginn des Texts finden und wer danach noch Lust hat selbst Politik zu machen, dem ist wohl auch nicht mehr zu helfen.

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