Der Super Bowl in den deutschen Medien

Der Super Bowl ist jedes Jahr der Zeitpunkt, zu dem sich auch die Sportredaktionen der größeren Zeitungen mit der Sportart American Football beschäftigen müssen. Redakteure, die sich das ganze Jahr mit Fussball, Handball, Eishockey oder Tischtennis auseinandersetzen, schreiben dann über eine Sportart, die normalerweise nicht ihr Tagwerk darstellt. Dabei kann man dann immer wieder einige Perlen entdecken, die jemand, der regelmäßig mit der Sportart American Football zu tun hat, in dieser Form wohl nicht produziert hätte. Einige Beispiele wollte ich, nun nachdem der Super Bowl für dieses Jahr Geschichte ist, herausstellen:

1. Bei Sueddeutsche.de heißt es schon in der Überschrift eines Artikels “Flink trotz Gewicht” und ich habe mich gefragt, wer denn mit dieser Aussage gemeint sein könnte. Mein Gedanke ging Richtung Ray Rice oder jemanden in der Richtung. Christoph Leischwitz meint in seinem Artikel Colin Kaepernick, den Quarterback der 49ers. Klar Colin Kaepernick ist schnell, explosiv oder vielleicht auch beweglich. Aber flink? Dazu muss man wissen, dass Colin Kaepernick 1,93m groß und 105 Kilo schwer ist. Damit ist er meiner Ansicht nach so flink wie ein 7,5t  LKW. Colin Kaepernick überfährt Dich mit seiner Power.

2. Auch Bild.de darf hier natürlich nicht fehlen. Bild.de schrieb über die Gewinner des Super Bowls und stellte heraus, dass “vor allem Ray Lewis, der wohl beste Abwehrspieler der Liga,” nach dem Sieg mit einem Ring abtreten kann. Ray Lewis, bei allem Respekt, war in dieser Saison schon verletzungsbedingt nicht einmal annährend der beste Abwehrspieler der Liga. In der Historie kann man darüber wohl streiten, aber auch hier ist Ray Lewis wohl nicht unumstritten. Hier kennt sich Bild.de anscheinend besser aus als so manches Fachblatt.

3. Von der Lesbarkeit hat sich taz.de mit dem Artikel “Göttlicher Stromausfall” von Christoph Leischwitz allerdings an die Spitze gesetzt – negativ. Mein Lieblingssatz: “Passempfänger Vernon Davis hatte zwar 20 Yards erspielt, wurde allerdings wegen illegaler Aufstellung zurückgepfiffen”. Die taz unterscheidet hier nicht zwischen klassischen Passempfängern (Wide Receivern) und Tight Ends. Vernon Davis ist ein Tight End. “Erspielt”  klingt dann darauf folgend nach Casino. Vernon Davis hat einen Pass für einen Raumgewinn von 20 Yards gefangen – hätte man auch einfach so schreiben können. Der Spielzug wurde danach mit einer Strafe belegt und nicht wie geschrieben zurückgepfiffen. Die Strafe wurde nach Ende des Spielzugs ausgesprochen. Beim American Football markiert ein Pfiff zwar auch die Spielunterbrechung, aber nicht automatisch eine Strafe. Im danach folgenden Abschnitt gehts gleich weiter: “Die Ravens dominierten, wie es in einer Super Bowl selten passiert. Flacco warf insgesamt drei Touchdown-Pässe und insgesamt für 287 Yards, (…).” An dieser Stelle liest sich dann der Artikel so, also ob Joe Flacco außergewöhnliches vollbracht hätte. Zumindest Kurt Warner hätte hierüber laut aufgelacht. Sowohl die Yards als auch die Anzahl der Touchdowns waren für einen Quarterback oberer Durchschnitt, aber nicht mehr. Über Typos in Überschriften kann man sicher hinwegsehen (Mhytzen), aber der Artikel an sich ist einfach nicht besonders gut geschrieben.

Wem ist es am Ende aufgefallen? Sowohl der Artikel bei sueddeutsche.de als auch bei taz.de ist von Christoph Leischwitz. Ich hoffe er schreibt in Zukunft nicht mehr über American Football oder beschäftigt sich intensiver mit dem Sport. Ich könnte ein paar Experten empfehlen, mit denen er sich mal unterhalten könnte.

Über weitere Hinweise auf  schlechte Artikel zum Super Bowl freue ich mich! Ich bin gespannt, ob eine Sammlung zusammen kommt. Ich habe natürlich auch nicht alles gelesen, was zu diesem Thema in deutschen Medien veröffentlicht wurde, vor allem weil die deutschen Beiträge mit den amerikanischen Artikeln meist nicht mithalten können.

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