Freude: Weinzierl bleibt, weil er bleiben will

Was für eine turbulente Woche. Am Anfang der Woche haben wir in der aktuellen Ausgabe von Auf die Zirbelnuss bei meinsportradio.de noch über die großartige letzte Saison gesprochen und die Highlights erneut Revue passieren lassen. Sogar Rolf Störmann, den Stadionsprecher des FC Augsburg, konnten wir überzeugen bei der Sendung mitzuwirken und es hat wirklich Spaß gemacht. Ich hatte mir zudem schon vorgenommen, einen Blogpost darüber zu schreiben, warum Markus Weinzierl bei der Wahl zum Trainer des Jahres eigentlich auf dem ersten Platz hätte landen müssen (Haben wir nicht zweimal gegen Gladbach gewonnen? Haben wir nicht immer noch den zweitkleinsten Etat? Und wer hätte gedacht, dass nach Platz 8 noch eine Steigerung möglich ist?). Kurzum, ich war eigentlich darauf eingestellt, eine weitere Woche der Selbstbeweihräucherung zu begehen, denn in der Transferperiode dauert es ja immer ein bisschen, bis sich die Kader der großen Verein sortiert haben und der FC Augsburg wirtschaftlich vernünftig handeln kann.

Kurz nachdem wir mit der Aufnahme fertig waren, kam Spiegel Online daher und hat mit der Meldung Schalke will Weinzierl den Stein ins Rollen gebracht. Im Nachhinein bleibt festzustellen, dass die Spiegel-Meldung den Sachstand zu diesem Zeitpunkt sehr gut zusammengefasst hat (Fragen bzgl. der Vertragslaufzeit bei Schalke mal ausgenommen). Schalke hatte schon vor längerem Kontakt mit Weinzierl bzw. dessen Berater Roman Grill aufgenommen und Weinzierl hat den Verein darüber informiert. Zudem hatte Weinzierl ein unterschriftsreifes Angebot vorliegen und musste sich entscheiden, ob er zu Schalke wechseln wollte. Der Königsblog hat später zusammengestellt, wie die Meldung dann von weiteren Medien aufgegriffen und teilweise verfälscht wurde (so hat die B***-Zeitung behauptet, dass Markus Weinzierl zu Schalke wechseln will). Am Mittwoch hat der Verein reagiert und verkündet, dass Markus Weinzierl Schalke abgesagt hat. Markus Weinzierl hat später Spiegel Online ein Interview gegeben, welches am Freitag veröffentlicht wurde, und erklärt, dass er sich emotional für einen Verbleib beim FCA entschieden hat.

Wichtigste Erkenntnis der Woche: Markus Weinzierl bleibt beim FCA. Aber was hat uns diese Diskussion gelehrt? 

  1. Markus Weinzierl denkt über die Entwicklungsmöglichkeiten des FCA intensiv nach und will sich weiterhin verbessern. Auch Platz 5 macht ihn nicht satt. Er reflektiert seine Arbeit und geht davon aus, dass er in Augsburg weiterhin erfolgreich arbeiten kann. Mir gefällt das. Es schleicht sich keine Zufriedenheit oder gar Bequemlichkeit die schnell gefährlich werden könnte. Beste Voraussetzungen sollte man denken für die neue Saison.
  2. Markus Weinzierl nimmt das Interesse anderer Vereine bewusst war und hört sich Angebote an. Er will sich auch persönlich weiterentwickeln und versucht auf dem Verhandlungswege seinen eigenen Marktwert zu ermitteln. Für mich ein absolut legitimer Vorgang. Man sollte ihm nicht zur Last legen, dass er natürlich den Trainermarkt insgesamt beobachtet und versucht sich einzuordnen.
  3. Markus Weinzierl hat Schalke abgesagt. Es hat nicht der FC Augsburg durch die Forderung nach einer hohen Ablösesumme dem ganzen einen Riegel vorgeschoben (so zumindest die offzielle Kommunikation, die in diesem Punkt allerdings konsistent ist). Entsprechend will Markus Weinzierl weiterhin lieber den FC Augsburg trainieren als Schalke 04. Eine Momentaufnahme, aber für den FC Augsburg eine sehr positive.
  4. Es gibt zwar keine sog. Ausstiegsklausel (Wechsel bei fester Ablösesumme möglich), aber wohl ein ähnliches Konstrukt, was bei einem Angebot eines Topvereins vom FC Augsburg Verhandlungsbereitschaft erfordert. So kann der Verein weiterhin behaupten, dass keine Ausstiegsklausel vorliegt, Markus Weinzierl weiß aber, dass er bei einem Angebot eines Topvereins unter gewissen Bedingungen trotzdem die Freigabe erhält. Ansonsten wäre eine Vertragsverlängerung im April wohl überhaupt nicht möglich gewesen und auch das Interesse der Schalker jetzt nicht so hochgekocht, wenn der Verein dem ganzen einfach einen Riegel vorschiebt, in dem er die Freigabe verweigert.
  5. Unter dem Motto “Reisende soll man nicht aufhalten” stellt sich sowieso die Frage, ob eine Zusammenarbeit zwischen Weinzierl und dem FC Augsburg auch dann noch Sinn macht, wenn er sich selbst schon bei einem größeren Verein sieht und beim FC Augsburg kein Entwicklungspotential mehr erkennt. Im Zweifel ist es dann für beide Seiten sinnvoll, die Zusammenarbeit zu beenden. Wenn der FC Augsburg dann in dieser Situation noch eine Ablöse einstreichen kann, umso besser.

Kurz zusammengefasst: Markus Weinzierl bleibt Trainer beim FC Augsburg, weil er es selbst will. Alles andere hätte für die Stimmung beim FC Augsburg gefährlich werden können. Markus Weinzierl hat aber wohl allerdings auf Grund seines Vertrags die Möglichkeit bei einem Angebot eines Topvereins zu wechseln, was die Vertragslaufzeit bis 2019 und den Erfolg der Vertragsverlängerung etwas in den Schatten stellt. Wann ein Angebot kommt, welches ihn überzeugt, bleibt abzuwarten. Aber für die Saison zumindest scheint weiterhin Konstanz auf dem Posten des Erfolgstrainers zu herrschen. Nachdem das Geschäft Fußball insgesamt sehr schnelllebig ist, bleibt die Freude über den Verleib zum jetzigen Zeitpunkt. Was in einem Jahr ist, werden wir dann sehen. Insofern ist die Überschrift dieses Blogposts überhaupt nicht ironisch zu verstehen und der FC Augsburg ist auf den Kernpositionen weiterhin großartig aufgestellt.

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