Sportbuch 11/2017: Erinnerungen an Lombardi

Ich als Giants Fan habe dieses Jahr nicht viel Spaß, wenn ich die NFL verfolge. Die Giants sind ein schlechtes Footballteam. Das beginnt bei einem Kader, der vor allem auf der Offensive Line über nicht genügend Qualität verfügt. Nach Verletzungen verfügen sie zudem kaum noch über Receiver, die es verdient haben, in der NFL zu spielen. Sie bringen einfach nicht die nötige Qualität mit. Dazu haben sie mit Eli Manning eine Legende demontiert, um trotzdem keinerlei Chancen zu haben, dieses Jahr sportlich etwas zu erreichen. Mannings Ersatz, Geno Smith, habe ich schon in den USA live spielen zu sehen und es war nicht inspirierend. Immerhin darf dieser schlechte Head Coach, Ben McAddo, nicht weiter sein Unwesen treiben. Auch General Manager Jerry Reese musste nach vielen schlechten Draft Picks den Hut nehmen. 

In diesen Zeiten, erinnert man sich gerne an die großartige Tradition des Franchises. Die Geschichte der Giants schließt einen gewissen Vince Lombardi mit ein, der bei den Giants Offensive Coordinator war, bevor er als Chefcoach zu den Green Bay Packers ging. In dem Buch I remember Vince Lombardi von Mike Towle kommen Zeitzeugen von Lombardi zu Wort, die ein schon vorhandenes Bild von Vince Lombardi ergänzen können. Die Aussagen der Zeitzeugen sind sortiert nach den einzelnen Schaffensperioden von Lombardi und decken seine gesamte professionelle Coaching-Karriere ab. Auch bei Lombardi wird durch diese Aussagen deutlich, dass er Menschen durch seine Empathie überzeugen konnte, ähnlich wie dies bei José Mourinho zu beobachten ist. Die cholerische Art von Vince Lombardi übertrifft allerdings sogar José Mourinho. 

 

Bevor ich bei McAddo näher hin schaue, schaue ich lieber auf Vince Lombardi zurück. #Footballbuch #Sportbuch2017

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Als Einstieg in die Materie Lombardi ist das Buch allerdings nicht besonders gut geeignet, denn es fehlt das nötige Gerüst. Die einzelnen Schaffensperioden werden nur sehr kurz eingeordnet. Interessante Informationen wie zum Beispiel über die Evolution von offensiven Spielsystemen fehlen gänzlich. Zusätzlich wirken die persönlichen Eindrücke aufgebläht und zusammengestückelt. Als Ergänzung zu bestehenden Eindrücken kann man das Buch schon heranziehen. Es wird dabei allerdings nicht besser als die Coaching Leistungen von Ben McAddo. Eine Empfehlung sieht anders aus. 

Sportbuch 10/2017: What about the special one?

Wer diese Serie schon etwas länger verfolgt, der weiß, wie sehr mich Trainerpersönlichkeiten faszinieren. Während viele ältere NFL Trainer sich von Generälen inspirieren lassen, verfolge ich gerne erfolgreiche Trainerpersönlichkeiten. An ihnen kann man hautnah beobachten, wie sie mit ihren Angestellten umgehen und ob ihre Rezepte sowohl kurz- als auch langfristig zum Erfolg führen.

Von den Trainern, die in den letzten Jahren im Fußballgeschäft am erfolgreichsten waren, hatte ich mich  mit José Mourinho bisher am wenigsten beschäftigt. Ich war seiner schon fast überdrüssig, ohne mehr über ihn zu wissen. Er war über viele Jahre sehr präsent in fast allen Fußballmedien, da er über eine derart polarisierende Persönlichkeit verfügt. In diesem Jahr habe ich mich nun näher mit ihm beschäftigt, da mir Julien Wolffs Biografie in die Hände gefallen ist. Nun unterscheidet sich Wolffs Biografie von sehr guten Biografien oder Autobiografien, da er etwas mehr Distanz zu der Person hat, die er biografiert. Er ist nicht Josés bester Kumpel oder sein Ghostwriter. Dies könnte zu einem distanzierten, eher sachlichen Ansatz führen. Dennoch kann man aus der Biografie deutlich herauslesen, dass Wolff sichtlich von Mourinho fasziniert ist. Dies führt an manchen Stellen zu fehlender Sachlichkeit und Neutralität. 

 

Sportbuch 10/2017: Ich hinke immer noch hinterher, aber Jose Mourinho ist das Thema von Ausgabe 10 dieses Jahr. #Fussballbuch

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Wer dies in Kauf nimmt, der bekommt dennoch ein sehr gut leserliche Biografie, die vor allem für Einsteiger in die Materie “Mourinho” sehr gut geeignet ist. Meine Erwartungen an das Buch waren eher gering. Dennoch habe ich mehr interessantes über Mourinho erfahren als ich gedacht hätte. Bei mir ist vor allem hängen geblieben, welch ein empathischer Mensch José Mourinho zu sein scheint. Über seine Empathie gewinnt er seine Spieler für sich, und diese zerreißen sich deswegen für ihn. Zudem geht es Mourinho nicht darum schön zu spielen. Seine Philosophie stellt nur das Gewinnen an sich in den Vordergrund. Deswegen ist es schnell vorbei, wenn dann der Erfolg doch ausbleibt, oder seine hässliche Vorgehensweise abgelehnt ist. Während andere Trainer für ihre Art Fußball spielen zu lassen einen Vorschuss erhalten, hat sich Mourinho mit strikt ergebnisorientiertem Vorgehen durchgesetzt. 

Über den Trainer Mourinho hinaus bietet das Buch zudem einen guten Eindruck in die internationale Welt des Fußballs. Mourinho wird von Jorge Mendes vertreten, der einer der bedeutendsten Berater im Fußballgeschäft ist. Die Praktiken und Beziehungen sind nur ein Teilaspekt, der dennoch weiter dazu beiträgt, dass das Buch die investierte Zeit wert ist. Das Buch wird keine Preise abräumen, aber Zeitverschwendung sieht dennoch anders aus.  

Sportbuch 09/2017: Rassismus im Fußball sollte uns alle beschäftigen

Ich habe dieses Wochenende nicht viel sportliches mitbekommen. Erst lag ich krank im Bett und am Sonntag haben wir einen wunderbaren Ausflug unternommen, während der FCA die 3 Punkte in Bremen einfuhr. Was mir dennoch im Kopf hängen geblieben ist, ist der Hinweis von Marvin auf Twitter:

Im Umfeld der Offenbacher Kickers tummelt sich wohl so einiger Dreck, der dort wohl auch toleriert wird. Es macht mich sehr wütend, wenn der Fußball  so schändlich missbraucht wird. Mit diesem Thema habe ich mich in diesem Jahr auch schon etwas mehr auseinandergesetzt, und darüber berichtet, denn Ronny Blaschke hat ein tolles Buch geschrieben. Im letzten Urlaub hatte ich mir daher wieder vorgenommen, etwas von Ronny Blaschke zu lesen und kann auch Im Schatten des Spiels nur wärmstens empfehlen.

 

Leider überaus notwendige Lektüre. Blaschke sehr konkret und ohne Beschönigungen. #Fussballbuch

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In diesem Buch geht es im Fokus eher zum klassische Hooligans, deren Kultur und Hintergründe. Ein Blick auf Nazis im Umfeld von Fußballspielen bleibt allerdings auch nicht aus. Warum die präventive Fanarbeit immer noch zu kurz kommt, wird logisch hergeleitet und sinnvoll dargelegt. Darf jeder Bundesligist für sich selbst schauen, ob er die Mindestanforderungen erfüllt. Blaschke schneidet in seinen Kapiteln viele unterschiedliche Facetten des Themas an und wagt auch einen Blick über die Grenze. Auch mehrere Jahre nach Erscheinen bleibt das Buch so ein Standardwerk, das ich gerne allen Fußballinteressierten ans Herz legen möchte. Ich werde weiter Bücher von Ronny Blaschke lesen. Das nächste liegt schon bereit. Ich werde berichten, ob der Kerl nur lesenswertes produziert. Ich wünsche mir, dass dem so ist. 

Sportbuch 08/2017: Old School Hitter aus der NFL

Ich hatte Urlaub und es war das letzte Buch, dass American Football betraf, das ich in meinem Regal finden konnte. Die Saison hatte gerade angefangen und ich wollte unbedingt ein footballspezifisches Buch lesen. Da durfte es dann auch mal die Autobiografie mit dem Titel Romo: My Life on the Edge: Living Dreams and Slaying Dragons von Bill Romanowski sein. Das Buch lag da schon etwas länger und mir sagte die Person Romanowski bis dahin nichts. Romanowski spielte zu einer Zeit, als ich Football noch nicht aktiv verfolgte. 

 

Als ich dann in der spanischen Sonne so anfing zu lesen, wusste ich recht schnell, dass ich die Geschichte von Romanowski spannend finden würde. Romanowski spielte zu einer Zeit Football, als die Gesundheit der Spieler noch keine so große Bedeutung hatte wie heute. Es ist erschreckend wie viele Gehirnerschütterungen Romanowski während seiner Karriere erlitt. Verwunderung fehlt allerdings, da zu seiner Zeit ein solider Tackle eben auch mal eben Helm-auf-Helm Kontakt bedeutete. Über die langfristigen Wirkungen machte sich damals noch kaum jemand Gedanken. Einige zu frühe Todesfälle ist die Liga an dieser Stelle zwar weiter hat aber noch einen weiten Weg vor sich. Gerade heute, wo ich Alonsos Hit auf Joe Flacco sah, der erneut nicht zu einer Ejection führte. Greift die Liga hart genug durch? Zumindest nicht direkt im Spielbetrieb.

Ein anderer Aspekt, der mich an Romos Karriereverlauf interessiert, ist der Gebrauch von “Nahrungsergänzungsmitteln”. Zu seiner Zeit wurden einige Dopingmittel neu entwickelt, die anfänglich nicht als solche verboten waren. Romo hat fast alles ausprobiert, was seine Leistung auch nur kleinwenig steigern hätte können. Dazu gehörte, dass er sich in seinen Trainingspausen regelmäßig selbst diverse Infusionen legte. Alles, um seine Karriere entsprechend zu verlängern.

Zurück bleibt am Ende ein Spieler, der seinen Körper bis zum allerletzten geschunden hatte. Geschmacks- und Geruchssinn waren beim Karriereende verloren. Seine Reaktionszeiten auf sein Umfeld deutlich verlangsamt. Sein Gehirn hatte langfristig Schaden gelitten. In diesem Zusammenhang zeigt seine Laufbahn sehr deutlich, dass es die NFL über lange Zeit nicht geschafft hat Spieler vor Ihrem eigenen Ehrgeiz zu schützen und diesen auf Grund des Spektakels sich sogar zu Nutze gemacht hat. Dafür kann ich nur eine klare Lesempfehlung aussprechen.

Sportbuch 07/2017 und Sportbuchempfehlungen für den Herbst

Es hat etwas gedauert, bis zu einer neuen Ausgabe des Sportbuchs. Ich bin lange nicht zum Lesen gekommen. Ich hatte schlicht nicht die Ruhe dafür. Zudem bin ich zu sehr beschäftigt mit meinem FC Augsburg Blog, der Rosenau Gazette. Dieser wird immer größer und deutlich regelmäßiger mit Inhalten gefüttert. Dennoch tut sich viel im Bereich der Sport- und Fußballbücher und ich möchte euch hierzu ein paar Informationen nicht vorenthalten.

Bücher sind wie Schuhe, Fußballbücher wie Fußballschuhe. Für unterschiedlichste Menschen und Spielertypen auf dem Feld gibt es unterschiedliche Schuhe. Beratung z.B. bei SportScheck ist dabei unerlässlich. Um euch einen Einblick in ein paar der erschienenen Sportbücher zu gewähren, will ich euch nachfolgend verraten, welche Titel es auf meine Leseliste geschafft haben. 

  • Wir Wochenendrebellen: Ein ganz besonderer Junge und sein Vater auf Stadiontour durch Europa ist wohl der Pflichtitel des Jahres. Mirco von Juterczenka und Sohn Jay Jay, der Asperger-Autist ist, berichten von ihren Groundhopping-Touren durch die Fußballstadien Europas. Nebensächlicher aber auch wichtiger war Fußball selten. Ich habe viele Blogbeiträge gelesen und freue mich darauf, auch das Buch für mich zu entdecken. 
  • Das Spiel meines Lebens vereint viele Geschichten u.a. von Ronald Reng zu den bedeutendsten Spielen ihres Lebens. Dieses Buch ist mit Sicherheit kurzweilig und persönlich und ich freue mich zu lesen, welche Spiele andere Menschen geprägt haben. 
  • “Wenn ich Du wäre, wäre ich lieber ich” ist einer dieser stilprägenden Sätze von Ansgar Brinkmann. Es gab selten einen unangepassteren Fußballprofi. Seine Biografie erscheint mir eine äußerst unterhaltsame Lektüre zu sein, die ich mir auch bald vornehmen will. 

In den letzten Wochen habe ich einen Klassiker nachgeholt. Die Geschichte von Lars Leese und dem Profifußball, die Ronald Reng mit dem Titel Der Traumhüter: Die unglaubliche Geschichte eines Torwarts aufgeschrieben hat, ist ein tolles Fußballbuch. Mei, es ist halt ein Buch von Ronald Reng. Reng findet sich auf meiner Top5-Liste der deutschsprachigen Fußballautoren wieder, obwohl der Traumhüter nach der Biografie von Robert Enke erst das zweite Buch ist, dass ich von ihm gelesen habe. 

 

Muss wieder mehr über Sportbücher schreiben. Ist ja nicht so, dass ich gar nichts mehr lese.

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Die Geschichte von Lars Leese ist sehr wundervoll. Leese war lange im Amateurbereich unterwegs und hatte keine ambitionierten Absichten Profifußballer zu werden. Durch einige Zufälle wurde er zuerst dritter Torwart bei Bayer 04 Leverkusen (verpflichtet von Rainer Calmund) und dann Torwart von Barnsely in der Premier League. Dort stand er 2 Jahre unter Vertrag und absolvierte einige Profispiele, bevor er nach Deutschland zurückkehrte und wieder in den Niederungen des Amateurfußballs verschwand. Leeses Geschichte gibt durch seine neue Perspektive einen anderen Einblick in den Profifußball als andere Bücher. Reng hat erneut eine besondere Geschichte gefunden, die er persönlich wenig distanziert, sehr detailreich und aus großer Nähe erzählt. Wie auch Leeses Karriere nicht besonders lang ist, ist auch das Buch eher kurz. Das macht allerdings gar nichts, denn alles wesentliche ist schlussendlich gesagt und es liest sich flüssig und ohne Hänger. Ich kann nur dazu raten, dieses Werk nachzuholen, wenn ihr es noch nicht gelesen haben solltet. Ein faszinierenderer Blick auf die Premier League und die Welt der Torhüter ist zumindest mir noch nicht untergekommen. 

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