Der FC Augsburg und die “aktuelle Flüchtlings-Diskussion”

Der FC Augsburg wird am Sonntag im Spiel gegen Hannover 96 an einer Willkommensaktion für Flüchtlinge einer großen deutschen Boulevardzeitung teilnehmen. Bei der Aktion verzichtet Hermes auf seinen erworbenen Werbeplatz auf den Trikotärmeln, um dort Platz für eine Willkommensbotschaft zu machen. Das Problem an der Aktion ist, dass neben der Willkommensbotschaft das Logo ebendieser großen Boulevardzeitung auf dem Ärmel der Trikots prangen wird und so der gute Zweck zu einer Werbeaktion für diese Zeitung verkommt. Mit Sinn und Unsinn und den Hintergründen dieser Aktion haben sich u.a. Andreas Bock in der 11 Freunde und der Wochenendrebell schon detailliert auseinandergesetzt und ich will hier gar nicht weiter ins Detail gehen.

Die Teilnahme an der Aktion ist freiwillig, wie durch die Stellungnahme vom neuen FC St. Pauli Manager Andreas Rettig deutlich wird. Neben dem FC. St. Pauli haben sich der MSV Duisburg, 1. FC Nürnberg, Union Berlin, SC Freiburg, VfL Bochum und 1. FC Kaiserslautern dazu entschlossen, die Aktion nicht zu unterstützen. Andreas Rettig wird in der Kickermeldung weiterhin zitiert mit dem Satz: “Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird.” Viele Vereine sind schon aktiv geworden, um den Flüchtlingen nicht nur mit Botschaften ein herzliches Willkommen in Deutschland zu ermöglichen. Das ist der Moment, in dem ich als Fan des FC Augsburg im Moment beschämt zu Boden schauen muss.

Der Geschäftsführer des FC Augsburg Peter Bircks wird zur Aktion mit den Worten zitiert: “Diese gemeinsame Aktion rundet das individuelle Hilfs-Engagement der einzelnen Klubs wunderbar ab.“ Ich bin auf der Homepage des Vereins auf die Suche gegangen nach individuellem Hilfs-Engagement, aber ich habe keins gefunden. Ich habe in der Presseabteilung des Vereins nachgefragt, habe aber keine Informationen diesbezüglich erhalten. Zur obigen Aktion gibt es genau ein Zitat und das auf der Seite der Boulevardzeitung. Ansonsten gibt es zum Thema Flüchtlinge bisher keinerlei mir bekannte Aussage vom Verein. Da kommt es doch gerade Recht, dass es jetzt diese ligaweite Aktion gibt, denn “mit diesem Logo auf dem Ärmel setzt die gesamte Liga ein klares Zeichen in der aktuellen Flüchtlings-Diskussion” (Peter Bircks). Im gesamten Europa League Stress, in dem wir Fanfahrten nach Bilbao mit sechsstelligen Beträgen subventionieren und uns dafür feiern, in Zeiten, in denen wir regelmäßig vor Spielen mit großem Hurra Vertragsverlängerungen verkünden, die den entsprechenden Spielern eine deutliche Gehaltserhöhung einbringen, mit dem Druck die Baba-Millionen zu reinvestieren und dem Ärger über falsche Elfmeterentscheidungen, über die wir uns lang und breit auslassen, da bleibt einfach kein Platz für dieses Thema. Mit der Aktion am Sonntag haben wir das dann auch abgehakt. Ist das alles, FC Augsburg?

Ich würde mir von meinem Verein wünschen, dass er sich in dieser Frage abseits der Aktion am Sonntag klar positioniert und darüber hinaus praktische und direkte Hilfe leistet. Die Haltung meines Vereins in solchen wichtigen Fragen ist für mich persönlich wichtiger als sportliche Ergebnisse. Herr Rettig bezieht nun in seiner Funktion beim FC St. Pauli Stellung und Walther Seinsch war neben seiner Funktion als Präsident des FC Augsburg u.a. mit seiner Stiftung Gegen Vergessen Für Demokratie unermüdlich sozial aktiv. Klaus Hofmann und die anderen Verantwortlichen sind nun an der Reihe sich diesem Thema zeitnah zu stellen und sich nicht nur aufs Sportliche zu konzentrieren. Wir Fans sind gefordert den Verein daran zu erinnern, dass er hier eine Vorbildfunktion zu übernehmen hat. Immer wieder wurde von der FCA-Familie gesprochen. Diese ist nun gefordert, die Arme zu öffnen, #RefugeesWelcome zu sagen und zu helfen. Denn so machen Familien das.

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